Verschönerungsverein erkämpft den Killesbergturm

Nach sieben Jahren endlich Spatenstich im Höhenpark

Stuttgarter Wochenblatt vom 2.11.2000
(von angü)

"Wir wagen es endlich und wollen nach siebenjähriger Vorbereitung, verbunden mit manchen Schwierigkeiten und Verzögerungen, mit dem Bau des Killesbergturmes beginnen", freute sich Fritz Oechßler, Vorsitzender des Verschönerungsvereins, beim ersten Spatenstich im Höhenpark Killesberg beim Höhencafé. Die Freude ist verständlich, denn um den Turmbau realisieren zu können, hat der Verschönerungsverein einen langen Kampf hinter sich: Der Turm war ursprünglich im Rahmen der Internationalen Gartenschau IGA 1993 auf dem höchsten Punkt des Killesberges als ein Aussichtsturm vorgesehen. Der Entwurf stammt von Professor Schlaich, dem international tätigen Stuttgarter Ingenieur, dessen beispielhafte Seilkonstruktionen beim Brückenbau weltweit Anerkennung finden. Auch die Brücken im IGA-Gelände wurden von Professor Schlaich entworfen. Der Turm für den Killesberg ist nach den gleichen Konstruktionsprinzipien geplant und sollte mit seiner filigranen Erscheinung in der Zukunft einen überzeugenden Höhepunkt Stuttgarter Architektur darstellen. Der Turm sollte Orientierungs- und Erlebnispunkt des "Grünen U" sein, weil er das Ende des Aufstiegs vom Schlossplatz markieren und seine Aussicht zum Kräher- und Solitudewald überleiten sollte. Jetzt heißt es nicht nur "sollte" sondern "wird"! Die Planung war fertig, das Baugesuch genehmigt und die Finanzierung gesichert.

Im letzten Augenblick wurde das Projekt von der Stadt gestoppt, da die begleitenden Veranstaltungen der IGA den vorgesehenen Etat überzogen. Danach verschwanden die Killesbergturm-Pläne in den Schubladen. Der Verschönerungsverein der Stadt Stuttgart, die älteste Bürgerinitiative vom Jahr 1861, die schon den Hasenbergturm und den Kriegsbergturm finanziert hatte, wollte sich mit der Tatsache nicht abfinden und hat sich daraufhin entschlossen, als Bauherr und Finanzier einzuspringen. Dabei bewies der Verschönerungsverein Ideenreichtum: In einer "Treppenstufenaktion" können Sponsoren 1800 Mark für "ihre" eigene Stufen spenden und auf Wunsch Namen, Firmenbezeichnung und Datum für alle Besucher sichtbar, an den Stufen anbringen lassen. Zusätzlich musste der Verein seine finanziellen Reserven einsetzen, um die Finanzierung anzuschieben. Aber, jetzt ist es geschafft, das Projekt wird in die Tat umgesetzt. Der ästhetische Aussichtsturm wird einiges zu bieten haben: In acht, 16, 24 und 31 Meter Höhe werden vier kreisrunde Aussichtsbühnen schweben. Auf- und Abgangstreppen bilden eine dynamische Schraubenlinie. Alles wird von einem Mittelpylon und einem sich nach oben verjüngenden Seilnetz gehalten.