|  | Dass zur Eröffnung eines Aussichtsturmes der Gartenarchitekt 
        zu Wort kommt, ist zunächst sicher etwas ungewöhnlich. 
 Aber ich habe seit dem Jahr der IGA - der Internationalen Gartenbauausstellung 
        1993 - öfters gesagt, dass für mich das Grüne U - der zusammengeführte 
        Park von der Innenstadt bis hier herauf zum Killesberg - erst fertig ist, 
        wenn auch der Turm von Jörg Schlaich gebaut ist.
 
 Und da hat sicher manch einer gefragt, wieso soll der Park nicht fertig 
        sein ohne den Turm: Der Park und die Gärten sind doch fertig, die 
        Wege und Brücken sind gebaut, die Vegetation wächst und man 
        konnte doch bis jetzt schon bequem vom Neuen Schloss hier herauf zum Killesberg 
        gehen: wieso soll das nicht fertig gewesen sein?
 
 Also muss ich dazu wohl etwas sagen.
 
 Zunächst aber möchte und muss ich, wie schon andernorts, auch 
        hier wieder klarstellen, dass nicht ich der Erfinder des Grünen U 
        bin. Dies war eine langer Prozess, an dem Viele, Viele beteiligt waren 
        und sind. Ich hatte nur das Glück, zusammen mit meinen Partnern und 
        Kollegen in verschiedenen Planungsgruppen an wichtigen Bereichen mitwirken 
        zu können.
 
 Und für meine Behauptung, dass dies erst jetzt fertig wird. gibt 
        es mehrere Gründe:
 An dieser Stelle stand schon einmal ein Turm, allerdings 1939 bei der 
        ersten Gartenschau hier noch nicht. Damals war der höchste Punkt 
        der eigentliche Killesberg, dort drüben wo das Altenheim steht, noch 
        innerhalb des Gartenschaugeländes. Dort war eine große Aussichtsplattform, 
        einen Turm brauchte man nicht.
 
 Der Killesberg mit seinen Steinbrüchen sollte ja ursprünglich 
        ein Tiergarten werden, wozu dieses Gelände ja hervorragend geeignet 
        war. Beim Wettbewerb haben die Gewinner - Hermann Mattern und Gerhard 
        Graubner - vorgeschlagen, den höchsten Punkt mit seinem Wasserbehälter 
        außerhalb des Zaunes öffentlich zugänglich zu lassen und 
        das Preisgericht hat dies dann auch ausdrücklich empfohlen. Nach 
        dem Krieg hat man das Gelände außerhalb des Zaunes, vor allem 
        aber auch den höchsten Punkt überbaut. Dies ist eines der vielen 
        Beispiele, was entsteht, wenn sich eine nachfolgende Generation nicht 
        erinnert oder auch nicht will, was sich eine Vorhergegangene gedacht hat.
 
 Um dennoch auch weiterhin einen Überblick über den Garten zu 
        haben, hat dann Hermann Mattern bei der ersten Gartenschau nach dem Krieg 
        - 1950 - hier, an einem der höchsten Punkte im Park, einen Turm gebaut. 
        Eine damals vielbeachtete Glas- und Stahlkonstruktion. Der Killesberg 
        hat die Meereshöhe 383; der Turm hier steht auf 360 m. Dieser Turm 
        stand dort auch während der Gartenschau 1961, bis er wegen einiger 
        Schäden 1974 abgebrochen werden musste.
 
 Bei der Arbeit am Wettbewerb zur IGA 1993 - das war 1986 - waren wir - 
        unsere Planungsgruppe Luz, Lohrer, Egenhofer, Schlaich - der Meinung, 
        dass hier auch wieder ein Turm stehen sollte, zumal er uns sehr gut in 
        unser Gestaltungskonzept passte.
 
 Das Wartberggelände und der Leibfried, ist nicht nur steil, sondern 
        auch ganz unterschiedlich, uneinheitlich und unübersichtlich.
 
 Es war uns klar, dass hier kein eigenständiger Park, womöglich 
        im Sinne eines englischen Gartens entstehen konnte, sondern dass es darum 
        ging, die Straßen und Gleisanlagen nahtlos zu überbrücken 
        und bequeme, mit interessanten Ziel- und Aufenthaltspunkten angereicherte 
        Wege zu bauen.
 Dazu gehören - und dies ist ein wichtiger Bestandteil unsere Konzepts 
        - Aussichtspunkte und Sichtbeziehungen. So gibt es beim Heraufwandern 
        vielerlei Punkte mit unterschiedlichen Blickrichtungen und Blickwinkeln: 
        in die Nähe - auf und in die neuen Gärten und in die Ferne - 
        auf die Kulisse der Stadt- und Kulturlandschaft. Um auch einmal einen 
        weiteren Überblick zu haben, gibt es im Leibfried'schen Garten den 
        Kegel und ganz oben hier dann den allumfassenden Blick auf die ganze Landschaft.
 
 Und so war dieser Turm in unserer Planung nicht mehr nur ein Turm für 
        den Killesberg, sondern einer für den Gesamtpark, für das neu 
        entstandene Grüne U. Deshalb meinten wir, dass er ruhig etwas größer, 
        bedeutender und wegen der höher gewachsenen Bäume etwas höher 
        werden könnte. So hoch, dass man die ganze Stadt, auch die Innenstadt 
        sieht, konnte er allerdings auch nicht werden.
 
 Aber wie sollte der aussehen ?
 
 Was gibt es nicht alles für Aussichtstürme: aus Naturstein wie 
        ein römischer Wachturm oder wie der Bismarckturm - der wird übrigens 
        jetzt saniert für über 2 Millionen, das ging ganz anstandslos 
        durch den Gemeinderat - oder aus Holz wie bei einem Fort im Wilden Westen 
        oder wie auf jedem größeren Kinderspielplatz, aus Stahl und 
        Eisen wie 1950 oder eine Kombination aus verschiedenen Materialien mit 
        einem Natursteinsockel in der auf dem Killesberg so hervorragend praktizierten 
        Handwerkstradition der schwäbischen Landschaftsgärtner.
 
 Doch dank Jörg Schlaich war auch dieses Problem bald gelöst. 
        Bei einer ersten Planbesprechung zu unserem Wettbewerbsbeitrag brachte 
        er seine Vorschläge für die so wichtigen Parkverbindungen mit: 
        die lange Fußgängerbrücke vom Leibfried zum Wartberg, 
        eine Weiterentwicklung seiner schon an anderen Stellen bewährten 
        und viel gerühmten Seilnetzkonstruktionen. Dabei fiel uns sein Kühlturm 
        von Hamm-Uentrop ein, über den damals viel diskutiert und der später 
        abgerissen worden ist. Auf die Frage, ob er mit so einer Seilnetzkonstruktion 
        auch einen Aussichtsturm bauen könne, hatte er ganz schnell einen 
        aufskizziert.
 
 Und der war dann wichtiger Bestandteil unseres Wettbewerbs. Und angesichts 
        der schwierigen Frage, wie ein Aussichtsturm in heutiger Zeit aussehen 
        sollte, habe ich bei Abgabe des Wettbewerbs gesagt: Wenn wir schon keinen 
        Preis bekommen, so wird das Preisgericht doch hoffentlich so gescheit 
        sein, uns einen Ankauf für den Turm zu geben. Denn zu jeder Ausstellung, 
        Gartenschau, vollends mit internationalem Anspruch, gehört doch auch 
        irgendein innovatives Bauwerk. Wir haben dann sogar den 1. Preis für 
        das Ganze bekommen, aber den Turm mussten wir zur IGA weglassen.
 
 Denn welcher Turm passt besser in die Garten, Park und Landschaft als 
        der mit dieser intelligenten Konstruktion von Jörg Schlaich, die 
        er sicher nachher erläutern wird. Ich habe auch schon gesagt: Dies 
        ist eigentlich gar kein Turm sondern vier an einem Seilnetz aufgehängte 
        Plattformen - zum Park gehörende, von der Erde abgehobene Aufenthaltsplätze. 
        Also voll in die Parklandschaft integriert.
 
 Und beim Hinaufsteigen muss man nicht durch eine Tür in ein Treppenhaus, 
        Sondern man ist in stetem Kontakt mit der Umgebung, mit dem Park und der 
        umgebenden Landschaft: mit beim Höhersteigen sich langsam ändernden 
        Bildern und Eindrücken. Aber obwohl dieses Gebilde so filigran ist, 
        ist es doch weithin sichtbar und damit ein wichtiger Markierungspunkt. 
        Er markiert das Ende der innerstädtischen Parkanlagen, das Ende des 
        Aufstieges vom Schloss zum Killesberg. Jeder Park braucht immer wieder 
        Wegmarken, Hervorhebungen, Zielpunkte und ganz besonders so ein weitläufiger 
        und etwas verschlungener, ums Eck verlaufender wie dieses Grüne U 
        und an seinem Ende natürlich einen aus unserer Zeit.
 
 Aber er markiert nicht nur das Ende der Parkanlagen in der Stadt, sondern 
        er leitet auch hinüber zum Kräher- und Solitudewald, also in 
        die freie Landschaft und da - und nicht erst beim Geldsammeln - ist der 
        Verschönerungsverein aktiv geworden. Sein Vorsitzender - der damals 
        noch amtierende, heute im Ruhestand tätige Forstdirektor Fritz Oechßler 
        - fand heraus, dass man hinter dem Lärmschutzwall an der Friedrich-Ebert-Straße 
        ziemlich schnell und ungestört im Wald ist und man herrlich weiterwandern 
        kann, zum Beispiel bis zum Bärenschlössle. Und er hat diesen 
        Weg "vom Schloss zum Schlössle" erfunden und ausgeschildert, 
        eine wichtige Ergänzung des schon 1954 vom Verschönerungsverein 
        ausgeschilderten Weges rund um Stuttgart, des Rössleweges.
 Und auf ihm erlebt man nun alles, was Stuttgart an erlebnisreichen Grünstrukturen 
        zu bieten hat: Park, Gärten, Wald und Landschaft.
 
 Nach der Eröffnung stand in einer Zeitung:
 "KNITZ würde den Weg zum Pflichtpfad machen. Bevor einer wegziehen 
        will, schicken wir ihn auf die Grün-Tour. Wetten, daß der dableibt? 
        Und bevor einer nicht mindestens dreimal die Stadt auf diese Weise erwandert 
        hat, kann er nicht Stadtrat werden".
 
 So ist auf diesem Weg dieser Turm - auf halbem Weg und beim Verlassen 
        der Stadt - als Wegmarke beim Gang in den Wald ganz wichtig. Aus all diesen 
        Gründen:
 
        Es war hier schon einmal ein Turm.Er ist wichtiger Bestandteil des GestaltungskonzeptionEr ist ein zukunftsweisendes Ingenieurbauwerkund er ist ein wichtiger Markierungspunkt für das Ende des Grünen 
          U und den Übergang in Wald und Landschaft Also aus diesen Gründen haben wir geglaubt, er 
        ist unverzichtbarer Bestandteil unserer Planung und waren ziemlich schockiert, 
        als fast wie aus heiterem Himmel der Gemeinderat den Bau stoppte. Ich 
        habe eine Stunde nach der für mich denkwürdigen Sitzung des 
        Technischen Ausschusses mit seiner Ablehnung den Fritz Oechßler 
        angerufen, ob er mit dem Verschönerungsverein eine Spendenaktion 
        durchführen könne. Er hat spontan zugesagt.
 Was dies für eine Zumutung für den Verein war, habe ich erst 
        später gemerkt. Denn ich hatte - etwas naiv - geglaubt, der Verein 
        sammelt Spenden, gibt sie der Stadt, die legt den Hauptteil drauf und 
        baut mit ihrem technischen Apparat den Turm.
 
 Nun, da es jetzt soweit ist, dass mit dem Turm auch das Grüne U - 
        der Gesamtpark - fertig geworden ist, ist es Zeit von meiner Seite aus 
        allen zu danken, die daran mitgewirkt und uns geholfen haben.
 
 Aber das muss ich - Sie werden Verständnis haben - ziemlich pauschal 
        machen, denn es sind - weil es ja ums ganze Grüne U geht - so Viele. 
        Einige sind hier und manche muss man sich erst wieder in Erinnerung holen.
 
 Der Dank gilt den Vielen, die mit Kopf und Hand, mit Spaten, Zeichenstift, 
        Computer und Baumaschinen direkt an der Verwirklichung mitgearbeitet haben: 
        die Gärtner, Landschaftsgärtner, Bauarbeiter, Ingenieure, Landschaftsarchitekten, 
        Architekten, Kollegen, Partner und Mitarbeiter. Aber auch den Vielen, 
        die schon im Vorfeld und in Begleitung die Voraussetzungen für alles 
        geschaffen haben: aufgeschlossenen Beamten und Mitarbeitern bei Land und 
        Stadt, Verwaltung und Gemeinderäten, die die Mittel beschafft und 
        bereit gestellt haben.
 
 Aber - und das ist das Erfreuliche - auch viele Bürger und Bürgervereinigungen. 
        Die deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege und 
        der Schwäbische Heimatbund haben für den Erhalt des Rosensteinparks 
        gekämpft. Die Landesgruppe der Gesellschaft für Gartenkunst 
        hat auf die hohe kulturelle Bedeutung der landschaftsgärtnerischen 
        Natursteinarbeiten im Höhenpark Killesberg hingewiesen und seine 
        Unter-Schutz-Stellung bewirkt. Der Bürgerverein Nord hat die Messe 
        in ihre Schranken verwiesen. Und dann - hier beim Turm - ganz besonders 
        der Stuttgarter Verschönerungsverein. Er hat den Turmbau gerettet.
 
 Ich möchte mich ganz persönlich, aber auch für viele Stuttgarter 
        - der Turm ist ja nicht für mich sondern für alle Stuttgarter 
        gebaut worden - bei allen Mitgliedern des Verschönerungsvereins und 
        bei den vielen Spendern recht herzlich bedanken. Ich hatte oft ein schlechtes 
        Gewissen, was ich mit meiner Bitte um Spendenbeschaffung dem Verein und 
        dabei vor allem dem Vorsitzenden, seinen Stellvertretern, den Ausschussmitgliedern, 
        der Kassierein und der Schriftführerin und den vielen Sonstigen ehrenamtlich 
        Tätigen zugemutet habe und habe mit großem Respekt verfolgt 
        und teilgenommen mit welchem Engagement, Geduld und Umsicht sie dies alles 
        gemeistert haben.
 
 Erlauben Sie mir aber, dass ich nun doch ein paar Namen nenne:
 Da ist zuerst der frühere, leider verstorbene 1. Vorsitzende Manfred 
        Schempp.
 Dann aber vor allem der jetzige 1. Vorsitzende Fritz Oechßler - 
        der als Förster für die Belange der Garten- und Parkgestaltung 
        immer aufgeschlossen war und ist und der auch Naturschutzbeauftragter 
        dieser Stadt ist und mit einer weitsichtigen Sorge, Pflege und Weiterentwicklung 
        des Waldes um Stuttgart dafür gesorgt hat, dass wir von hier aus 
        nicht in einem reinen Wirtschaftswald sondern in einem vielgestaltigen, 
        erlebnisreichen Erholungswald spazieren gehen und wandern können- 
        und seine Stellvertreter, vor allem Dr. Wolfgang Müller, der mit 
        seiner langjährigen großen Berufserfahrung alle für die 
        Wahrnehmung der Bauherrschaft notwendigen Funktionen übernahm: Verträge, 
        Vergabe, Kosteneinhaltung, Koordinierung der vielen Beteiligten usw. usw. 
        - ein schwieriges Geschäft.
 Sie haben nie nachgelassen, dieses hohe Ziel zu erreichen. Ohne sie gäbe 
        es diesen Turm nicht. Zugutegekommen ist dabei, dass Fritz Oechßler 
        1996 und Dr. Wolfgang Müller 1997 in den wohlverdienten Ruhestand 
        gehen durften. Also ohne die bei uns gültigen Ruhestandsregelungen 
        gäbe es diesen Turm auch nicht. Also allen vielen Dank.
 
 Aber, dass alles so lange gedauert hat, hat nicht nur negative Seiten, 
        es hat auch einiges Positive.
 
 Es ist bekannt und ich habe schon bei vielerlei Gelegenheit gesagt: kaum 
        eine andere Stadt ist so von Grün geprägt wie Stuttgart. Aber 
        weil man in der Stadt überall auf die grünen Hügel schaut, 
        hat man hier nie einen Mangel an Grün empfunden, man nimmt es ganz 
        selbstverständlich als Gottgegeben hin. So auch diesen neuen Park. 
        Was 1993 war, liegt weit zurück.
 
 Vielleicht ist dieser Turm eine Chance, wieder etwas ins Bewusstsein zu 
        holen; was wir haben. Denn obwohl das Grün als wichtiges Element 
        und Mittel in der Stadtgestaltung nie eine allzu große Rolle gespielt 
        hat - was man jetzt bei Stuttgart 21 wieder deutlich sieht - haben es 
        die geschäftigen Stuttgarter doch geschafft, aus Überkommenem 
        und Neugestaltetem einen großen zusammenhängenden Park von 
        der Innenstadt hinunter zum Neckar und hier herauf zum Killesberg zu schaffen. 
        Einen Park von erheblichem Ausmaß aber auch mit einer erstaunlichen 
        Erlebnisvielfalt. Ein auch gartenkzlturell interessanter Park, bei dem 
        weite Teile ihren Grundcharakter behalten haben, er soGestaltungselemente 
        aus unterschiedlichen Zeitepochen enthält.
 
 Aber zur Betrachtung von dem, was wir hier haben, gehört auch der 
        Satz des Altmeisters der Landschaftsgestaltung Peter Joseph Lenné:
 "Nichts gedeiht ohne Pflege und die vortrefflichsten Dinge verlieren 
        durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert". Pflege meint 
        hier nicht nur die alltägliche Betreuung, Mähen und Schneiden, 
        Freihalten der Räume und Sichtbeziehungen; das muss ganz selbstverständlich 
        sein. Und dies wird ja auch, je nachdem, mehr oder weniger durchgeführt.
 In unserem Grünen U im Bereich des Landes sogar sehr gut. Da möchte 
        ich die Abteilung Schlösser und Gärten und die Wilhelma ausdrücklich 
        loben. Unsere staatlichen Anlagen sind in einem sehr guten Zustand und 
        der behutsame Verjüngungsschnitt im Winter hat außerordentlich 
        gut getan. Ich möchte dabei auch die, die über das Sägen 
        und Schneiden entsetzt waren beruhigen. Wenn unsere Gärten und Parks 
        älter werden, geht es nicht ohne Säge und Schere.
 
 Auch der Killesberg wird von unserem Gartenamt sehr gut gepflegt und betreut. 
        Und für den Wartberg und Leibfried hat man mehr Aufmerksamkeit versprochen. 
        Die für die Pflege unserer Anlagen Verantwortlichen haben es ja nicht 
        so einfach. Aber Pflege meint auch, dass wir das, was wir hier in Stuttgart 
        gott- oder naturgegeben bekommen haben und was viele Generationen emsiger 
        Bürger, Gärtner und Grubler bewusst oder unbewusst weiterkultiviert 
        haben, dass wir das in seinem Wert erkennen, übernehmen und sinnvoll 
        weiterentwickeln und dass wir schon gleich gar nicht irgendetwas davon 
        zerstören.
 
 Und wenn wir heute nun unseren Oberbürgermeister hier bei uns, beim 
        Verschönerungsverein haben, haben wir uns überlegt, ob wir ihm 
        zur Erinnerung an dies und heute irgendetwas mitgeben können.
 
 Den Turm bekommt er noch nicht, der bleibt noch eine Weile beim Verschönerungsverein 
        und wird nachher von Jörg Schlaich und Fritz Oechßler eröffnet. 
        Aber für das Grüne U ist er schon jetzt und nach unserer Fertigstellung 
        erst recht in der Pflicht.
 
 Unser Grafiker, Bernd Schuler, hat, wie wir meinen, zu diesem Turm eine 
        passende Wetterfahne erfunden. Diese Fahne symbolisiert das Grüne 
        U und - mit seinen Federn oder der Hand, wie man will - seine Weiterführung 
        in die Landschaft. Und den Weg vom "Schloss zum Schlössle" 
        mit einer 4-zackigen Krone für's Neue Schloss und einer 3-zackigen 
        für's Bärenschlössle im Wald.
 
 Wir haben dieses Zeichen auf einen Wander- oder Hirtenstab gesteckt. Wir 
        - und ich persönlich im Besonderen - wissen, dass Sie, Herr Schuster, 
        für die Belange der Park- und Landschaftsgestaltung immer aufgeschlossen 
        waren.
 
 Aber wir dachten, dass Sie bei der Wanderung auf den zum Teil beschwerlichen 
        und verschlungenen Wegen der Stuttgarter Garten- und politischen Landschaft 
        vielleicht hin und wieder einen haltgebenden Stecken gebrauchen können, 
        vor allem aber, dass Sie, wenn einer Ihrer jüngeren Jünger vom 
        grünen Pfad abweicht, ihn als ein guter Hirte behutsam auf den rechten 
        Weg zurückführen können und ihm bedeuten können, dass 
        Stuttgart einmal einen guten Ruf als Stadt der Gärten und Parks hatte 
        und es hier außer Sport-, Messe- und Wirtschaftsförderung auch 
        noch ein Erbe in der Garten- und Landschaftskultur zu erhalten, pflegen 
        und weiterentwickeln gibt.
 
 Und so soll und darf auch dieses Grüne U nur ein einzelner Beitrag 
        in einer kurzen Phase der Gartenkultur dieser Stadt sein. Es ist bei allem, 
        was derzeit so läuft und entsteht fast schon ein Beitrag aus dem 
        letzten Jahrhundert. So nehmen Sie diesen Stab nicht nur als Stütze 
        und Erinnerung, sondern auch mit unserem Wunsch, dass die Jüngeren 
        bald einmal auf diesen Stab ein neues Zeichen setzen können, nicht 
        nur ein U sondern ein X, einen Kreis oder gar eine von grünen Fäden 
        und Stricken durchwirkte Kugel mit einer goldenen Mitte.
 
 Hans Luz, Landschaftsarchitekt
 
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